Ute Gerdes – herrenlos
Hrsg. v. Imme Odenwälder und Wolf Schreiber.
Texte von Marie-Jo Bonnet, Margrit Brehm, Ute Gerdes, Mechthild Haas, Peter Märker, Michael Nungesser, Imme Odenwälder,
Wolf Schreiber und Isabel Zürcher. Erschienen im Ernest Rathenau Verlag, Karlsruhe 2025
168 Seiten, ca. 160 Farbabb., Texte deutsch und englisch, Hardcover, 280 × 210 mm, 990 gr.
ISBN 978-3-946476-19-1
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„Ich trat früher oft als fröhliche Wissenschaftlerin auf, die erzählt, wie schön die Arktis ist und wie toll es ist, mit dem U-Boot die Tiefsee zu beobachten. Dann freuten sich alle mit und klatschten. Aber da sich meine Erkenntnisse verändern und ich mein Entsetzen kaum mehr verhehlen kann, sage ich öfter: Es reicht! Und suche selbst auch nach anderen Ausdrucksformen. So finde ich es sehr spannend, wenn Künstler darstellen, wie die Natur Teil unserer Haut ist, wie ihre Zerstörung und Verwüstung schmerzt und juckt. Und dass Heilung guttut. Wir brauchen die Empathie als Kraft.“
– Antje Boetius
Es mag gewagt erscheinen, dieses Zitat einer Professorin für Meeresbiologie an den Anfang eines Buches über Ute Gerdes zu stellen. Aber in ihm drückt sich vieles aus, was unwillkürlich Assoziationen zur Kunst von Ute Gerdes auslöst. Auch sie war entsetzt. Auch sie war überzeugt, dass es reicht. Auch sie sah, was der Natur angetan wurde, schon damals. Der Ausdruck „Empathie als Kraft“ hätte ihr gefallen. Auch sie suchte nach neuen Ausdrucksformen, um mit ihrer Kunst Menschen zu bewegen, sie aus ihrer Gleichgültigkeit aufzurütteln, zum Nachdenken zu bringen. Und Hautbilder waren für sie immer wieder ein wichtiges Ausdrucksmedium.
Ute war ein Kind ihrer Zeit. Eigentlich eher weniger an Politik interessiert kam sie Ende der 1960er Jahre mit der linken Szene und der 68er-Bewegung in Kontakt. Sie, die sich schon vorher durch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn ausgezeichnet hatte, ließ sich von den Auf- und Umbrüchen dieser Jahre mitreißen. War sie bis dahin vor allem auf der Suche, so schien sie jetzt ihre vorläufige Bestimmung gefunden zu haben. Ganz im Geiste des feministischen Aufbruchs griff sie gesellschafts- und männerkritische Themen in ihren Werken auf. Die darin zum Ausdruck kommende Haltung bestimmte auch ihr späteres Schaffen, aber an die Stelle von Protestbildern traten Nachdenkbilder – ihre Kunst wurde weniger agitatorisch, dafür experimenteller, vielschichtiger und offener zugleich.
Aus dem Vorwort von Wolf Schreiber